Matthäus-Passion 1769 BR‑CPEB Dp 4.1; H 782; Wq deest GND

sonst. Verzeichnisse
NV 1790, S. 59 [2]
Gattung
Passion
Bestimmung
Passionszeit
Besetzung
S*, A*, T*, B*, S, A, T, B; 2 Cr, Timp, 2 Fl trav, 2 Ob, 2 Fag, 2 Vl, Va, Bc
Eintrag im gedruckten WerkverzeichnisPDF Noten

Entstehungszeit, Werkgeschichte
1768/1769 (laut Nachlassverzeichnis 1790)
mehr als alle anderen Passionen C. P. E. Bachs basiert die Passion für 1769 auf Eigenkompositionen. Offenbar wurden für BR-CPEB Dp 4.1 sämtliche Arien, Accompagnements und das Duett Satz 22 neu komponiert. Auch der Evangelienbericht stellt überwiegend eine Eigenkomposition dar, wenngleich die Nähe der Rezitative zu denen der Matthäus-Passion des Vaters (BWV 244) kaum zu übersehen ist; viele der Rezitative bewegen sich auf der Grenze zwischen Neukomposition und Bearbeitung. Die Turba-Chöre stammen überwiegend aus BWV 244, einer aus der Markus-Passion von G. A. Homilius. Die Choräle entnahm C. P. E. Bach ebenfalls überwiegend der Matthäus-Passion seines Vaters. Für den Eröffnungschor griff er auf sein eigenes Magnificat (BR-CPEB E 4.1) zurück, für den Schlusschor auf die Choralfantasie „Christe, du Lamm Gottes“
der Johannes-Passion von J. S. Bach.
Die Passion von 1769 wurde später zur Passions-Cantate (BR-CPEB Ds 2) umgearbeitet.
Die Aufführungen an den Passionssonntagen fanden nach einem lange etablierten Rhythmus in den Hauptkirchen Hamburgs statt. Für 1769 werden die Daten bestätigt durch den „Schreib-Kalender“ 1769. Der „Schreib-Kalender“ 1769 sowie verschiedene Zeitungsanzeigen weisen weitere Passions-Aufführungen nach. Während der Schreibkalender die Passionen nicht näher bezeichnet, wird in den Zeitungsanzeigen stets Telemanns „Seliges Erwägen“ angeführt. Ob in den verbleibenden Nebenkirchen C. P. E. Bachs oratorische Passion zur Aufführung kam, ist unbekannt.
Historische Aufführungen
, Hamburg, St. Petri (Erstaufführung) (Link zum Ereignis)
Sonntag Estomihi
, Hamburg, St. Nicolai (Link zum Ereignis)
Sonntag Invokavit
, Hamburg, St. Katharinen (Link zum Ereignis)
Sonntag Reminiscere
, Hamburg, St. Jacobi (Link zum Ereignis)
Sonntag Laetare
, Hamburg, St. Michaelis (Link zum Ereignis)
Sonntag Judica
Werkrelation:
ist Arrangement von BWV 244.2 / BC D 3b
ist Arrangement von BWV 245.2 / BC D 2b
ist Arrangement von BWV 153/5 ChS / BC F 92.3b
ist Arrangement von BWV 39/7 ChS / BC F 208.5b, 208.5c
ist Arrangement von BR-CPEB E 4.1 / H 772 / Wq 215
Werkrelation:
ist adaptiert in BR-CPEB Ds 2
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 4.2
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 4.3
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 4.4
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 4.5
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 4.6
hat als Teil BWV 245/15 ChS
hat als Teil BWV 248/59 ChS
Bemerkungen
Unter Verwendung von Sätzen von J. S. Bach und G. A. Homilius:
Satz 1: J. S. Bach, Johannes-Passion BWV 245/15
Satz 2: C. P. E. Bach, Magnificat BR-CPEB E 4.1, Satz 4 („Et misericordias“) in Parodie
Satz 4: J. S. Bach, Matthäus-Passion BWV 244/25
Satz 8: BWV 153/5
Satz 9d: BWV 244/33
Satz 9h: G. A. Homilius, Markus-Passion HoWV I.10, Satz 24b
Satz 10: BWV 244/37
Satz 11b: BWV 244/38b
Satz 15: BWV 39/7
Satz 16b: BWV 244/41c
Satz 18b: BWV 244/45a
Satz 18d: BWV 244/45b
Satz 19: BWV 244/3
Satz 20b: BWV 244/45b (eine Sekunde höher)
Satz 20d: BWV 244/50d
Satz 24: BWV 244/54
Satz 25b: BWV 244/58b
Satz 25d: BWV 244/58d
Satz 26: J. S. Bach, Weihnachtsoratorium BWV 248/59
Satz 27b: BWV 244/61b
Satz 27d: BWV 244/61d
Satz 29: BWV 245II/39

Satz 26 steht in der Partitur und einigen Stimmen, wurde jedoch 1769 nicht musiziert (Partitur: „bleibt weg“).

Der autographen Partitur sowie den Aufführungsstimmen zufolge wurden die Singstimmen 1769 von folgenden Sängern übernommen: [?] Lüders, Hartnack Otto Conrad Zink (Sopran), Johann David Holland (Alt), Johann Heinrich Michel (Tenor), Carl Rudolph Wreden (Bariton/Bass), Friedrich Martin Illert (Bass).

Text des Vokalwerks
1. Passionsbericht
Satz 3, 5 [ohne 5b], 7 [ohne 7b], 9 [ohne 9b], 11, 13, 16, 18, 20, 23, 25, 27: Mt 26,36 bis 27,50
2. Choräle
Satz 1: M. Weise, „Christus, der uns selig macht“, Strophe 1
Satz 4: Markgraf A. von Brandenburg, „Was mein Gott will, das g’scheh allzeit“, Strophe 1
Satz 8, 24: P. Gerhardt, „O Haupt voll Blut und Wunden“, Strophe 9, 1
Satz 10: P. Gerhardt, „O Welt, sieh hier dein Leben“, Strophe 3
Satz 15: J. Heermann, „Treuer Gott, ich muss dir klagen“, Strophe 8
Satz 19: J. Heermann, „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen“, Strophe 3
Satz 26: B. Ringwald, „Es ist gewisslich an der Zeit“, Strophe 5
3. Übrige Sätze
Satz 2: Jes 53,4–7, c.f. M. Luther, „Meine Seele erhebt den Herrn“, nach Lk 1,46b–47
Satz 29: M. Luther, „Christe, du Lamm Gottes“ (nach dem Agnus Dei)
Die weiteren madrigalischen Texte stammen wahrscheinlich überwiegend von A. L. Karsch, wohl mit Ausnahme von Satz 12, als dessen Dichter J. J. Eschenburg vermutet wird (→ siehe BR-CPEB Ds 2).
Link zum Text

Originalquellen
D-B Mus.ms. Bach P 70, Faszikel 1 [Partitur]
D-Bsa SA 5155 [Partitur]
Weitere Quellen
D-Bsa SA 18 [Stimme/Stimmen]
D-Bsa SA 5153 [unbekannt]

Edition
Literatur
Miesner 1929, S. 60ff., 64
Clark 1984, S. 30, 40–45, 66, 69, 76, 81, 86f., 102
Schulze 1990, S. 339
Nagel 1995, speziell S. 24–35
Berg 2001, S. 50ff.
Schulze 2001, S. 272f.
Wiermann 2001, S. 99
Leisinger 2002a, S. 110
Enßlin/Rimek 2010
Harasim 2010, S. 243
Enßlin 2011, S. 61, 66

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24.11.2021 - 12:19:09