dem autographen Titelumschlag des handschriftlichen Stimmensatzes zufolge führte C.
P. E. Bach diesen Chor – wohl zum ersten Mal – in einer als erste Musik bestimmten
Kantate am 10. Sonntag nach Trinitatis 1775 in St. Jacobi auf. Der Chor stellt eine
Bearbeitung für Chor und Orchester des gleichnamigen Liedes aus Cramers Psalmen BR-CPEB
H 24/13 dar: Ein zwar an den Vokalstimmen orientierter, in Duktus u. Dynamik recht
eigenständig wirkender Orchestersatz, mit Vorspiel und erweiterten Orchesterzwischenspielen
zwischen den Versen, dazu eine Übertragung des Sololieds mit bezifferter Bassbegleitung
auf einen vierstimmigen homophonen Chorsatz (aus Halben im 4/4-Takt nun Viertel im
4/4-Takt). Während das Sololied in der Tonika c-Moll schließt, endet der Chorsatz
auf A (Halbschluss von d-Moll). Dem Chor schloss sich der obengenannte Choral in einer
Aussetzung von Telemann an. Dem dreistimmigen Telemann-Satz fügte C. P. E. Bach noch
eine in Oktaven zum Sopran verlaufende Tenor-Stimme hinzu. Aufgrund fehlender Dokumente
(z.B. Libretti) lässt sich die Kantate nicht weiter rekonstruieren. C. P. E. Bach
übernahm den Chor später noch für seine Matthäus-Passion 1781 BR-CPEB Dp 4.4 (Satz
16 umtextiert „Ich bin gebeugt“, 4. Strophe des Psalms) sowie für die Matthäus-Passion
1785 Dp 4.5 (Satz 17, ursprünglicher Text).
Entlehnungen: 1. Chor: C. P. E. Bach, Sololied 13 „Lass mich nicht deinen Zorn empfinden“ aus Cramers
Psalmen BR-CPEB H 24 (Der acht und dreyssigste Psalm) 2. Choral: G. P. Telemann, „Musicalisches Lob Gottes in der Gemeinde des Herrn bestehend
aus einem Jahrgange über die Evangelien für 2 oder 3 Singstimmen [...]“, Nürnberg
1744, No. 44, TVWV 1:1550/2; T in Oktaven zum Sopran von CPEB hinzugefügt
Text des Vokalwerks
Johann Andreas Cramer (1723–1788), „Poetische Uebersetzung der PSALMEN“, Leipzig 1755,
„Der 38. Psalm: Lass mich nicht deinen Zorn empfinden“, S. 147–150, Strophe 1 Choral: B. Ringwald, „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“, Strophe 8