vor 20. August 1775 dem autographen Titelumschlag des handschriftlichen Stimmensatzes zufolge führte C. P. E. Bach diesen Chor – wohl zum ersten Mal – in einer als erste Musik bestimmten Kantate am 10. Sonntag nach Trinitatis 1775 in St. Jacobi auf. Der Chor stellt eine Bearbeitung für Chor und Orchester des gleichnamigen Liedes aus Cramers Psalmen BR-CPEB H 24/13 dar: Ein zwar an den Vokalstimmen orientierter, in Duktus u. Dynamik recht eigenständig wirkender Orchestersatz, mit Vorspiel und erweiterten Orchesterzwischenspielen zwischen den Versen, dazu eine Übertragung des Sololieds mit bezifferter Bassbegleitung auf einen vierstimmigen homophonen Chorsatz (aus Halben im 4/4-Takt nun Viertel im 4/4-Takt). Während das Sololied in der Tonika c-Moll schließt, endet der Chorsatz auf A (Halbschluss von d-Moll). Dem Chor schloss sich der obengenannte Choral in einer Aussetzung von Telemann an. Dem dreistimmigen Telemann-Satz fügte C. P. E. Bach noch eine in Oktaven zum Sopran verlaufende Tenor-Stimme hinzu. Aufgrund fehlender Dokumente (z.B. Libretti) lässt sich die Kantate nicht weiter rekonstruieren. C. P. E. Bach übernahm den Chor später noch für seine Matthäus-Passion 1781 BR-CPEB Dp 4.4 (Satz 16 umtextiert „Ich bin gebeugt“, 4. Strophe des Psalms) sowie für die Matthäus-Passion 1785 Dp 4.5 (Satz 17, ursprünglicher Text).
Entlehnungen:
1. Chor: C. P. E. Bach, Sololied 13 „Lass mich nicht deinen Zorn empfinden“ aus Cramers Psalmen BR-CPEB H 24 (Der acht und dreyssigste Psalm)
2. Choral: G. P. Telemann, „Musicalisches Lob Gottes in der Gemeinde des Herrn bestehend aus einem Jahrgange über die Evangelien für 2 oder 3 Singstimmen [...]“, Nürnberg 1744, No. 44, TVWV 1:1550/2; T in Oktaven zum Sopran von CPEB hinzugefügt
Libretto
Johann Andreas Cramer (1723–1788), „Poetische Uebersetzung der PSALMEN“, Leipzig 1755, „Der 38. Psalm: Lass mich nicht deinen Zorn empfinden“, S. 147–150, Strophe 1
Choral: B. Ringwald, „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“, Strophe 8