Johannes-Passion 1784 BR‑CPEB Dp 7.3; H 797; Wq deest; TVWV 5:30 GND

sonst. Verzeichnisse
NV 1790, S. 60 [9];
AK 1805 Nr. 56;
Kat. Zelter 1832, C I 326 / 885;
Kat. Poelchau 1832, Bl. 26r, Nr. 12
Gattung
Passion
Bestimmung
Passionszeit
Besetzung
S*, A*, T*, B*, S, A, T, B; 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc
Eintrag im gedruckten WerkverzeichnisPDF Noten

Entstehungszeit, Werkgeschichte
1783/84 (laut Nachlass-Verzeichnis 1790)
Grundlage für die Passion war, wie bereits für die Johannes-Passion von 1772 (BR-CPEB Dp 7.1) und 1780 (BR-CPEB Dp 7.2), erneut die Johannes-Passion G. P. Telemanns (TVWV 5:30) von 1745; eine Abschrift des Passionsberichtes und der Choräle dieser Passion hatte C. P. E. Bach sich im Vorfeld der Aufführung von 1772 anfertigen lassen.
Die Arien und nicht zum Passionsbericht gehörenden Chöre hat C. P. E. Bach – wie stets – auch für die Passion 1784 neu zusammengestellt, wobei nun eigene Kompositionen den größten Teil einnehmen; seien es Neukompositionen, seien es Bearbeitungen eigener Lieder (Satz 9, 17 und 19). Satz 5 und 12 hingegen konnten als Parodien zweier Arien aus Kantaten G. A. Bendas identifiziert werden.
Auf einem einzelnen Blatt hat sich eine autographe Skizze zu Satz 11 und 12 erhalten (ohne Schlüssel, vermutlich Tenorschlüssel, As-dur). Die wenigen Textworte der Skizze lassen denselben Text wie die Passion erkennen, allerdings ist Satz 11 dort 4 Takte länger. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine Vorstufe der Bearbeitung. Dafür spricht neben dem übereinstimmenden Text, dass auch hier Satz 11 von Satz 12 gefolgt wird (ohne Text, nur Singstimme mit vereinzelten Basstönen, geringfügige Abweichungen). Diese Skizze ist erhalten geblieben, weil sich auf der Rückseite die autographe Reinschrift eines Rezitativs befindet („Von falschen, heuchlerischen Zungen“, Zugehörigkeit unbekannt).
Die Aufführungen an den Passionssonntagen fanden nach einem lange etablierten Rhythmus in den Hauptkirchen Hamburgs statt. Weitere Aufführungen an Werktagen können ferner in den Nebenkirchen angenommen werden.
Historische Aufführungen
, Hamburg, St. Petri (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Nicolai (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Katharinen (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Jacobi (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Michaelis (Link zum Ereignis)
Werkrelation:
ist Adaption von BR-CPEB H 21/6 / H 729 / Wq 202.E.6
ist Revision von BR-CPEB Dp 7.1 / H 785 / Wq deest
ist Arrangement von BR-CPEB H 34/23 / H 752.23 / Wq 198.23
ist Arrangement von BR-CPEB H 1/14 / H 686.14 / Wq 194.14
Bemerkungen
Pasticcio aus Kompositionen von C. P. E Bach, G. A. Benda, G. P. Telemann (TVWV 5:30) und eines unbekannten Komponisten, aufbauend auf der Johannes-Passion 1772 (BR‑CPEB Dp 7.1)
Entlehnungen:
1. Satz 1–4, 6–8, 10, 13–15, 16, 18, 20–22 und 24: G. P. Telemann: Johannes-Passion 1745, TVWV 5:30
2. Satz 5: G. A. Benda, Kantate „Dein Wort ist da“ zum Sonntag Sexagesimae, (Lor 527, dort Satz 5) „Erschreckt, die ihr das Wort nur höret“
3. Satz 9: Bearbeitung nach Münter-Lieder (BR-CPEB H 21/6)
4. Satz 12: G. A. Benda, Kantate „Ihr brausenden Wogen, bestürmet die Lüfte“ zum 4. Sonntag nach Epiphanias, (Lor 518, dort Satz 5) „Droht nur, ihr Gefahren“
5. Satz 17: Chorbearbeitung nach C. F. Gellert, „Geistliche Oden und Lieder“, Nr. 14 (BR-CPEB H 1/14), entnommen aus der Matthäus-Passion 1777 (BR-CPEB Dp 4.3)
6. Satz 19: Chorbearbeitung nach Sturm II, Nr. 23 (BR-CPEB H 34/23).

Folgende Namen von Sängern der Aufführung von 1784 sind teils in den Stimmen, teils in den autographen Partituren überliefert: Nehrlich (Vornamen unbekannt, Sopran), Hartmann (Vornamen unbekannt, Tenor, Petrus und Pilatus), sowie Friedrich Martin Illert (Bass, Jesus) und Johann Andreas Hofmann (Bass, Ein Knecht und Ein Diener).

Text des Vokalwerks
1. Passionsbericht
Satz 2, 4, 6, 8, 10, 13, 15, 18, 20, 22 und 24: Jh 18,1–19.42
2. Choräle
Satz 1: Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769), „Erforsche mich, erfahr mein Herz“, Strophe 2;
Satz 3: S. Rodigast, „Was Gott tut, das ist wohl getan“, Strophe 1;
Satz 7: C. F. Gellert, „Lass deinen Geist mich stets, mein Heiland, lehren“, Strophe 3;
Satz 14: P. Gerhardt, „O Haupt voll Blut und Wunden“, Strophe 4;
Satz 21: P. Gerhardt, „Ich grüße dich, du frömmster Mann“, Strophe 2;
Satz 25: H. Bonn, „Ach, wir armen Sünder“, Strophe 3
3. Übrige Sätze
Satz 9: Balthasar Münter (1735–1793), Geistliche Lieder 1772, „49. Des Herrn Wort ist wahrhaftig“, S. 189–192;
Satz 17: Gellert, „Geistliche Oden und Lieder von C. F. Gellert“, Leipzig 1757, „Passionslied“ „Erforsche mich, erfahr mein Herz“, Strophe 5, S. 44–48;
Satz 19: Christian Christoph Sturm (1740–1786), Lieder 1795 Nr. 45, „Lobgesang auf den Tod Jesu“: Hallelujah! Auf Golgatha stirbt als ein Missetäter, S. 62–63, Strophen 1, 4 u. 5;
Satz 23: Münter, Geistliche Cantaten 1769, XXII. „Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus“, Satz 5 (S. 84f.);
Satz 5, 11, 12 und 16: unbekannt.
Link zum Text

Originalquellen
D-B Mus.ms. Bach P 340 [Konvolut] [Partitur, Particell]
D-B Mus.ms. Bach P 340, Faszikel 5 [Partitur]
D-B Mus.ms. Bach P 340, Faszikel 6 [Partitur]
D-B Mus.ms. Bach P 340, Faszikel 11 [Partitur]
D-B Mus.ms. Bach P 340, Faszikel 12 [Partitur]
D-LEb Kulukundis I.3-4 (Depositum im Bach-Archiv) [Partitur, Skizze / Entwurf]
D-Bsa SA 31 [Stimme/Stimmen]

Edition
Literatur
Miesner 1929, S. 67
Clark 1984, S. 91ff., 110f.
Enßlin/Rimek 2010
Wolf 2010a, S. 414
Enßlin 2011, S. 61, 68–70, 74, 77

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03.12.2021 - 20:22:04