Einführungsmusik Friderici (?) 1775 BR‑CPEB Fp 52; H 821g; Wq 251 GND

Other catalogues
NV 1790, S. 57 [10];
AK 1805 Nr. 29;
Kat. Schwencke 1824: S. 17, Nr. 282;
Kat. Gähler 1826: S. 54 Nr. 9341;
Kat. Poelchau 1832, Bl. 26r, 8a
Genre
Sacred cantata
Designation of a cantata
unknown purpose
Scoring
S*, 2 A*, T*, B*, S, A, T, B; 3 Tr, Timp, 2 Cr, 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc
Entry from the printed catalogue

Date of origin, Work history
unbekannt, evtl. 1775
am 12. Dezember 1775 wurde J. C. Friderici als Hauptpastor zu St. Petri feierlich in sein Amt eingeführt. Dem „Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten“ vom 13.12.1775 zufolge „führte der Herr Kapellmeister Bach eine von ihm zu dieser Feyerlichkeit componirte Cantate auf“. Bislang kann die hierbei erklungene Einführungsmusik nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Ein Textheft ist nicht vorhanden und musikalische Quellen mit einem explizit auf den Anlass weisenden Zusatz liegen ebenfalls nicht vor. Die Zuordnung der in einer Abschrift von J. H. Michel vorliegenden Einführungsmusik „Der Herr lebet“ zur Einführung Fridericis geht auf Clark zurück, der zu dieser Identifizierung im Ausschlussverfahren gelangte. Denn nur zwei der im Nachlassverzeichnis 1790 erwähnten Einführungsmusiken verwenden Hörner. Die eine (Einführungsmusik Sturm 1778) ist anhand von musikalischen und textlichen Quellen eindeutig zu bestimmen; so bleibt nur die Einführungsmusik Friderici übrig. Allerdings hat C. P. E. Bach für Direktion und Komposition dieser Musik 75 Mark (für die gesamte Veranstaltung mehr als 137 Mark) erhalten, also offenbar den Standardsatz für neukomponierte Werke. Sämtliche Arien und Chöre dieser zur Diskussion stehenden Kantate sind aber Entlehnungen von anderen Komponisten: Vier Arien und ein Chor von G. A. Benda, zwei Arien von G. A. Homilius. Der Widerspruch lässt sich anhand des verfügbaren Materials derzeit nicht endgültig auflösen. Es existiert jedoch auch keine andere, plausiblere Möglichkeit: Von den im Nachlassverzeichnis 1790 genannten Werken sind außer bei der Einführungsmusik Friderici lediglich im Fall Döhren und Michaelsen weder Libretti noch musikalische Quellen vorhanden. Selbst wenn man annimmt, die Hörner seien in den Besetzungsangaben des Nachlassverzeichnis bei einer dieser Kantaten vergessen worden, was kein singulärer Fall wäre, führen die Überlegungen ins Leere, da auch für die Einführungsmusiken Döhren und Michaelsen ähnlich hohe Beträge gezahlt wurden. Die übrigen dokumentarisch belegten, aber mit keiner Musik in Verbindung zu bringenden Prediger-Einführungen kommen ebenfalls nicht recht in Frage, da dort jeweils so niedrige Beträge in Rechnung gestellt wurden, dass allenfalls an eine Wiederaufführung gedacht werden kann.
Zuletzt ist der Stimmensatz Friderici im Nachlassverzeichnis von C. S. Gähler (Los-Nr. 9341) nachgewiesen. Nach einer handschriftlichen Notiz im Berliner Exemplar (D-B Mus. Ac 352) hat den gesamten Bestand der Losnummer ein Herr Ruprecht erworben. Alle von ihm erstandenen Quellen sind heute verschollen.
Teil 2 dieser Einführungsmusik verwendete C. P. E. Bach 1784 als zweiten Teil der Einführungsmusik von Som (BR-CPEB Fp 58). Die Sätze 5 und 7 verwendete C. P. E. Bach in parodierter Form in BR-CPEB Dp 6.2/11 bzw. /17.
Early performances
, Hamburg, St. Petri (Premiere) (Link to event)
relation from other works:
has arrangement in BR-CPEB Dp 6.2
has arrangement in BR-CPEB Fp 9
has arrangement in BR-CPEB Fp 58
Comment
Pasticcio mit Werken von C. P. E. Bach, G. A. Benda u. G. A. Homilius;
Entlehnungen:
Sätze 1, 3, 7: G. A. Benda, Kantate „Der Herr lebet, und gelobet“ Lor 548, Sätze 1, 2
Satz 5: G. A. Homilius, Kantate „Musste nicht Christus solches leiden“ HoWV II.72, Satz 5
Satz 11: J. S. Bach, Choral „Es woll uns Gott genädig sein“ BWV 311; C. P. E. Bach, Einführungsmusik Palm BR-CPEB Fp 42/8; Choral von J. S. Bach übernommen, bereits in Einführungsmusik Palm BR-CPEB Fp 42/8 verwendet, nun mit hinzugefügten Blechbläserstimme und Paukenstimme
Satz 12: G. A. Homilius, Kantate „Uns schützet Israels Gott“ HoWV II.78/2 „Wo ist er, den ich liebe“
Satz 14: G. A. Benda „Die Gottheit türmte Flut auf Flut“ Lor 547/1
Satz 17: G. A. Benda „Bald, bald erscheint das Heil der Frommen“ Lor 560/5 „Kehrt zurück in Zions Gassen“

Handschriftlicher Stimmensatz verschollen.

Libretto
Textdichtung von Johann Heinrich Lütkens.
Bibeltext: Satz 1: Ps 18,47
Choräle:
Satz 9: aus dem Te deum laudamus, deutsch von M. Luther, „Herr Gott, dich loben wir“, nach Jes 6,3, Strophe 11;
Satz 11: M. Luther, „Es woll uns Gott genädig sein“, Strophe 3;
Satz 15: C. F. Gellert, „Vom Worte Gottes“ (Gott ist mein Hort), Strophe 8, aus: „Geistliche Oden und Lieder“, Leipzig 1757;
Satz 18: M. Rinckart, „Nun danket alle Gott“, Strophe 3.

Original sources
D-Bsa SA 369, Faszikel 1 [Score]
Additional sources
D-B Mus.ms. Bach P 347, Faszikel 1 [Score]
D-B Mus.ms. Bach P 347 [Konvolut] [Score]
D-Bsa SA 369, Faszikel 2 [Part(s)]

Edition
Literature
Clark 1984, S. 125, 133–136
Kulukundis 1995, S. 161
Enßlin/Wolf 2007, besonders S. 170ff.
Harasim 2010, besonders S. 284–288

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