den Chor „Leite mich nach deinem Willen“ führte C. P. E. Bach im Rahmen der Festtagsmusik
zu Mariae Reinigung am 2. Februar 1783 in St. Nikolai in Hamburg auf. Der Wortlaut
auf dem Titelumschlag lässt vermuten, dass C. P. E. Bach den Chor, wohl auch das Rezitativ,
von ihm selbst in die jeweiligen Stimmen notiert, in eine bereits existierende, zu
einem früheren Anlass aufgeführte Kantate einfügte. Bislang ließ sich keine Kantate
diesem Anlass zuordnen. Ein Libretto konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz
zu vielen anderen von C. P. E. Bach in Kantaten und Passionen eingefügten Chören handelt
es sich hier nicht um eine Umarbeitung eines Sololieds in eine orchestrierte Chorfassung.
Als Vorlage diente vielmehr der gleichnamige Choral, den Bach für Schiørrings Choral-Buch
1783 („Choral-Buch, in welchem alle Melodien des Allgemeinen Gesangbuchs der Deutschen
in Kopenhagen enthalten sind, Auf Königlich allergnädigsten Befehl verfertiget durch
N. Schiörring, Kopenhagen, 1783, Gedruckt bei M. Hallager“ Nr. 90) beisteuerte (→
BR-CPEB H 57/12). Am 5. März 1783 (Datum des beiliegenden Briefes) sandte C. P. E. Bach diesen Chor
gemeinsam mit dem Chor „Herr, es ist dir keiner gleich“ (→ BR-CPEB Fs 78) an seine
Gönnerin Prinzessin Anna Amalia von Preußen. Den Chor „Leite mich“ beschrieb C. P.
E. Bach ihr wie folgt: „Im beÿgefügten Chorale ist Zwar nichts künstliches, ich habe
aber der Worte wegen auf eine harmonische Einkleidung gedacht, welche ohngeacht ihrer
Dreustigkeit keine üble Würkung macht. Die Melodie wird in lauter leichten Intervallen
von der Harmonie durch dunkle und rauhe Pfade geleitet, und sie folgt kindlich.“. Die Korrekturangaben auf dem Titelumschlag weisen auf zwei Stadien dieses Chores hin.
Die Michelabschrift zeigt das Stadium ante correcturam. In die der Prinzessin Anna
Amalia bestimmten Abschrift sowie den originalen Stimmensatz trug C. P. E. Bach die
auf dem Titelumschlag angegebenen Korrekturhinweise selbst ein. Die übrigen Quellen
zeigen, ohne ersichtliche Korrekturen, das Stadium post correcturam. Die Tatsache, dass C. P. E. Bach die Hornstimmen im Stimmensatz selbst ausschrieb,
könnte dahingehend interpretiert werden, dass sie erst nachträglich hinzugefügt wurden,
nachdem Michel den Stimmensatz von der autographen Partitur (nicht mehr vorhanden)
erstellt hatte. Erstaunlicherweise ist die Orgelstimme untransponiert, obwohl in St. Nikolai die Orgel
im Chorton stand. Poelchaus Ausgabe von 1818 (1820) bewirkte, dass der Chor in der ersten Hälfte des
19. Jh. mehrfach aufgeführt wurde.
Chor: Textdichtung von B. Münter, erstmals gedruckt in „D. Balthasar Münters Pastors
an der deutschen Petrikirche zu Kopenhagen, Zweyte Sammlung Geistlicher Lieder. Mit
Melodien von Johann Christian [recte: Christoph] Friedrich Bach, Hochreichsgräflich=Bückeburgischen
Concertmeister. Leipzig, in der Dyckischen Buchhandlung 1774.“, S. 30, Nr. XXX. „Ergebung
in den Willen Gottes.“, 6 Strophen