Lukas-Passion 1775 BR‑CPEB Df 8.1; H 788; Wq deest; HoWV I.5 GND

sonst. Verzeichnisse
NV 1790, S. 59 [8];
AK 1805 Nr. 87 oder Nr. 131;
Kat. Zelter 1832, C I 311 / 879
Gattung
Passion
Bestimmung
Passionszeit
Besetzung
S*, A*, T*, B*, S, A, T, B; 2 Cr, 2 Fl trav, 2 Ob, 2 Fag, 2 Vl, Va, Bc
Eintrag im gedruckten WerkverzeichnisPDF Noten

Entstehungszeit, Werkgeschichte
1774/75 (laut Nachlass-Verzeichnis 1790)
während es sich bei der ersten Lukas-Passion C. P. E. Bachs 1771 (BR-CPEB Dp 6.1) um ein Pasticcio handelte, beruhend auf einem Evangelienbericht Telemanns und mit Sätzen von Benda, Homilius und Stölzel versehen, führte er 1775 eine gekürzte Passionskomposition eines Zeitgenossen Homilius’ auf. Erhalten ist diese Komposition, soweit bisher bekannt, allein in einer Partiturabschrift aus Bachs Besitz (D-Bsa SA 50). Dieser Partitur fehlt jede Zuschreibung an einen Komponisten (auch ein Titelumschlag ist nicht vorhanden). Da jedoch fast alle Choralsätze Konkordanzen sowohl mit anderen Passionen von G. A. Homilius als auch mit seinen Choralsammlungen erkennen lassen, kann angenommen werden, dass es sich auch bei dieser Passion um eine Komposition von Homilius handelt; auch bei den Passionen von 1770 (BR-CPEB Df 5.1) und 1776 (BR-CPEB Dp 9) handelt es sich jeweils um gekürzte Werke von Homilius.
C. P. E. Bach hat, wie auch bei BR-CPEB Df 5.1, den Anfang und Schluss der Passion weggelassen und als Anfangs- und Schlusssätze Choräle positioniert (einen Choral aus der Mitte der Passion von Homilius), ferner hat Bach einen Choral weggelassen und an anderer Stelle einen Choral (ebenfalls der vorliegenden Passion entnommen) eingefügt, sonst aber an der Disposition nichts verändert, allerdings zahlreiche kleinere Retuschen vorgenommen. Die Kürzung des Anfangs- und Schlussteiles war problemlos möglich, da Homilius einen größeren Abschnitt aus der Passionsgeschichte vertont hatte, als es in Hamburg üblich war (der gekürzte Bericht Homilius’ entspricht genau dem von Telemann vertonten).
Die Passion von 1775 wurde Grundlage auch für die Lukas-Passion von 1783 (BR-CPEB Dp 8.2).
Die Aufführungen an den Passionssonntagen fanden nach einem lange etablierten Rhythmus in den Hauptkirchen Hamburgs statt. Weitere Aufführungen an Werktagen können ferner in den Nebenkirchen angenommen werden.
Historische Aufführungen
, Hamburg, St. Petri (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Nicolai (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Katharinen (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Jacobi (Link zum Ereignis)
, Hamburg, St. Michaelis (Link zum Ereignis)
Werkrelation:
hat revidierte Fassung BR-CPEB Dp 8.2
Bemerkungen
Entlehnung:
Die gesamte Passion stammt höchstwahrscheinlich von G. A. Homilius (Lukas-Passion HoWV I.5).
Verschollen:
Originaler Aufführungsstimmensatz, zuletzt nachweisbar in Kat. Zelter 1832, C I 311 / 879.
Zu einigen Sätzen hat C. P. E. Bach in der Partitur die Namen der Sänger vermerkt. Beteiligt waren demnach an der Aufführung 1775 u. a. Otto Conrad Zink (Alt), Johann Heinrich Michel (Tenor) und Friedrich Martin Illert sowie Johann Andreas Hoffmann (Bass).

Text des Vokalwerks
1. Passionsbericht
Satz 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22 und 24: Lk 22,39–23.46

2. Choräle
Satz 1: C. F. Gellert, „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“, Strophe 1;
Satz 3: M. Böhme, „Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht“, Strophe 4;
Satz 9: L. Laurenti, „Fließt ihr Augen, fließt von Tränen“, Strophe 3;
Satz 13: P. Gerhardt, „Siehe mein geliebter Knecht“, Strophe 7;
Satz 15: C. F. Gellert, „Erforsche mich, erfahr mein Herz“, Strophe 4 („Geistliche Oden und Lieder von C. F. Gellert“, Leipzig 1757, „Passionslied“, S. 44–48);
Satz 21: M. Hunold, „Mein Jesus kömmt, mein Sterben ist vorhanden“, Strophe 5;
Satz 23: P. Gerhardt, „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“, Strophe 10;
Satz 27: C. F. Gellert, „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“, Strophe 6 („Geistliche Oden und Lieder von C. F. Gellert“, Leipzig 1757, „Passionslied“, S. 123–127)

3. Arien, Terzett, nicht zum Passionsbericht gehörige Accompagnements und Chöre (Satz 5, 7, 11, 17, 19, 25): unbekannt.
Link zum Text

Originalquellen
D-Bsa SA 50 [Partitur]

Edition
Literatur
Clark 1984, S. 107
Schulze 2001, S. 274–279
Wiermann 2001, S. 102
Enßlin 2006, S. 59f.
Wolf 2009, S. 58–61
Enßlin 2011, S. 61

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letzte Änderung
08.12.2021 - 15:10:12