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Handschriften und Originaldrucke des "Riemenschneider Bach Institute" online

Zusammenfassung:
Dank des Entgegenkommens des "Riemenschneider Bach Institute" (https://www.bw.edu/libraries/riemenschneider-bach-institute/) stehen nun in Bach digital die sechzehn im Besitz dieses Forschungszentrums befindlichen Bach-Quellen des 18. Jahrhunderts online im Volltext zur Verfügung – darunter auch so wichtige Quellen wie die Originaldrucke der "Goldberg-Variationen" BWV 988 und der Kanonischen Veränderungen über "Vom Himmel hoch" BWV 769. Interessant ist aber auch eine Wiener Abschrift nur der Fugen des "Wohltemperierten Klaviers" Teil II. Sie stammt aus der Kopistenwerkstatt des Musikalienhändlers Johann Traeg sen. in Wien und wurde größtenteils von diesem persönlich geschrieben. Diese Quelle zeigt die starke Rezeption der Werke Bachs um 1800 in Wien.

Inhalt:
Unter den 16 Bach-Quellen des 18. Jahrhunderts sind so wichtige Quellen wie die Originaldrucke der "Goldberg-Variationen" BWV 988 und der Kanonischen Veränderungen über „Vom Himmel hoch“ BWV 769, deren Drucklegung Bach selbst in seinen letzten Lebensjahren veranlasst hat. Von einem seiner 'Meisterschüler' der frühen Leipziger Jahre, Heinrich Nicolaus Gerber (1702–1775), besitzt die Bibliothek des Riemenschneider Bach-Institute eine Teilabschrift des "Wohltemperierten Klaviers" Teil I. Gerber notiert auf der Titelseite, dass er wohl nach Bach Autograph abschreiben durfte und setzt darunter: "Decopirt / H. N. Gerber / Lipsiae, die 31. Novemb. / 1725." Das ist auch deshalb sehr interessant, weil Gerber einer der wenigen Zeugen ist, die genau beschreiben, wie Bach selbst unterrichtete – und der uns verrät, dass Bach, wenn er zum Unterrichten keine Lust hatte, aus dem "Wohltemperierten Klavier" vorspielte... Interessant ist aber auch eine Wiener Abschrift nur der Fugen des "Wohltemperierten Klaviers" Teil II. Sie stammt aus der Kopistenwerkstatt des Musikalienhändlers Johann Traeg (sen). in Wien und wurde größtenteils von diesem persönlich geschrieben. Traeg hatte erstaunlich viele Abschriften von Bach-Werken im Angebot, die er in zwei Katalogen (1799 und 1805) anbot. Abschriften aus seiner Kopistenwerkstatt finden sich heute in vielen Bibliotheken weltweit. Er war in Wien besonders auch auf alte Musik spezialisiert. Zu seinen Abnehmern gehörten der Wiener Hof sowie andere Mitglieder der kaiserlichen Familie, darunter Erzherzog Rudolf und die musikbegeisterte Gattin von Kaiser Franz II.: Marie Therèse. Diese Fugen-Abschrift zeigt die überaus starke Rezeption der Werke Bachs vor und nach 1800 in Wien, namentlich der Fugen Bachs, die für die Wiener Bach-Rezeption in Werken Mozarts, Beethovens und etlicher ihrer Zeitgenossen entscheidend war. Früher ging man fälschlicherweise davon aus, dass diese Fugen-Abschrift aus Besitz von Gottfried van Swieten stammen muss und die Vorlage für Mozarts Bearbeitungen von Bach-Fugen für Streichquartett KV 405 darstellte. Lit.: C. Blanken/M. Motnik: "Die Bach-Quellen in Wien und Alt-Österreich" (= Leipziger Beiträge zur Bach-Forschung Bd. 10), 2 Bände

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Quellen

Christine Blanken