Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796).
Fürstlicher Musikdirektor in Dessau
Der am 6. Juli 1739 in Wörlitz
geborene Friedrich Wilhelm Rust erhielt schon in frühester Jugend eine
gründliche musikalische Ausbildung, die anfangs sein Vater, ein fürstlichen
Kammerrat und Amtmann, und nach dessen Tod im Jahre 1751 Friedrichs ältester
Bruder Johann Ludwig Anton übernahm.
Nach seiner schulischen Ausbildung auf
dem lutherischen Gymnasium zu Köthen begann Rust im Jahr 1758 ein Jurastudium in
Halle, wo er alsbald Schüler Friedemann Bachs wurde. Dieser gab ihm
Kompositions-, Orgel- und Klavierunterricht, so daß Friedrich Wilhelm nach
Abschluß des Studiums im Jahr 1762 bestens vorbereitet war, die ihm von Fürst
Leopold III. von Anhalt-Dessau übertragene Aufgabe der Organisation des Dessauer
Musikwesens zu übernehmen. Er selbst nahm weiterhin Klavier- und
Violinunterricht und wurde in den Jahren 1763/64 Schüler Franz Bendas in
Potsdam, wo es zur Bekanntschaft mit Carl Philipp Emanuel Bach kam.
Nach
einer Italienreise im Gefolge Fürst Leopolds trat Rust im Jahre 1766 sein Amt in
Dessau an, das er bis zu seinem Tode (28.02.1796) innehatte. Dabei baute er die
Hofkapelle zu einem leistungsfähigen Orchester aus, bildete Sänger und Chor
heran, und es gelang ihm schließlich, den Hof und die bürgerliche Gesellschaft
für die Einrichtung öffentlicher Konzerte und eines Theaters (1775) zu gewinnen,
wodurch er die Grundlagen für die weitere Entwicklung des Dessauer Musiklebens
legte.
Rust schrieb v.a. Werke für Violine und Klavier (Sonaten, Konzerte,
Fantasien), wandte sich aber insbesondere in den letzten zwölf Jahren seines
Lebens verstärkt auch der Kirchenmusik zu.
In seiner Musikausbildung kam er
schon in jungen Jahren mit dem Werk Johann Sebastian Bachs in Berührung. So
spielte er nach seinen eigenen Angaben aus dem Wohltemperierten Klavier "die
ersten 24 Präludien und Fugen aus allen Tönen vom alten Sebastian Bach vom
Anfang bis zum Ende auswendig." (Dok. 44, S. 73ff.; zitiert nach: Lutz Buchmann:
Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796), S. 149.)
Seine große Sammlung von Werken
Johann Sebastian Bachs, die sich aus eigenhändigen Abschriften, Abschriften
anderer Zeitgenossen sowie aus Drucken zusammensetzte, umfaßte über 90
Einzelwerke (u.a. BWV 525-530, 802-805, 846-869), und zwar ausschließlich
Instrumentalwerke (hauptsächlich für Tasteninstrumente).
Nach Rusts Tod blieb
die Sammlung zunächst im Familienbesitz, ging nach dem Tod seines Enkels Wilhelm
Rust auf verschiedene "Zwischenbesitzer" über und befindet sich heute z.T. im
Johann-Sebastian-Bach-Institut in Göttingen.
Quellen:
Hosäus, Wilhelm: Friedrich Wilhelm Rust und das Dessauer
Musikleben 1766-1796, in: Mitteilungen des Vereins für Anhalt. Geschichte
und Alterthumskunde III, S. 256-332;
Göthel, Folker: Artikel: Rust,
Friedrich Wilhelm, in MGG 11, Sp. 1191-1193, Kassel, Basel, London, New York
1963;
Buchmann, Lutz: Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796). Untersuchungen
zu seinem Liedschaffen und seinem Beitrag zur Überlieferung der Werke Johann
Sebastian Bachs, Halle-Wittenberg o. J.