Christian Benjamin Klein (1754 - 1825). Organist und Kantor in Schmiedeberg (Kowary)/Schlesien

Klein stammte aus Kunzendorf bei Kupferberg in Schlesien, wo sein Vater Carl Klein ein Leinenhändler war.
Seit 1765 Besuch der Bürgerschule in Landeshut, dort Musikunterricht bei Kantor Gebauer, "durch den er besonders, wie er oft sagte, die Würde des Kirchenstyls kennen lernte und dann die Werke der beiden Bache (wahrscheinlich Joh. Seb. Bachs des Vaters und seines Sohnes Philipp Emanuel) sorgfältig studirte; hier fing er auch schon an, seine Kräfte selber im Satze kleiner Gesänge und Orgelstücke zu versuchen." (Eutonia, S. 87)
1774 kam er ans Lyzeum in Jauer und wurde dort Chorpräfekt, 1775 wurde er in der evangelischen Kirche in Schweidnitz "Signator" (Singmeister des Choralgesangs) unter Kantor Gottlieb Rohleder. 1778 wurde er als Lehrer in Schmiedeberg (heute Kowary) angestellt, 1780 eben dort als Kantor und Organist (seine schulischen Verpflichtungen mußte er bis ca. 1819 nachkommen).
"Er schaffte sich nicht nur nach und nach alle damaligen guten theoretischen Werke von Marpurg, Kirnberger, Albrechtsberger, Türck etc. an, sondern er suchte sich auch durch das damals mit der Breitkopfischen Handlung in Leipzig verbundene Noten=Abschreibeinstitut eine Menge Abschriften, besonders italienische Kirchenmusiken zu verschaffen, wozu ihm einige jährlich nach Leipzig zur Messe reisende, die Kunst auch liebende Kaufleute auf eine sehr freundliche Weise behülflich waren. So gelangte Klein nach und nach zu einer ausgezeichnet schönen werthvollen musikalischen Bibliothek, welche man weit und breit vergeblich suchte." (Eutonia, S. 88)
Schüler von ihm waren u.a. Löschner, C. Gottlieb Freudenberg, C. G. Kadelbach, J. G. Mehnert, T. I. Pachaly und C. Theodor Hahn (s. Eutonia, S. 95f.).
1815 durfte er mit Einwilligung der preußischen Regierung ein "Bildungsinstitut für Organisten gründen".
"Seine Orgel ging ihm über Alles und sie konnte sich gewiß unter keiner bessern Pflege befinden, als unter der seinigen." (Eutonia, S. 92). So verwendete Klein einen Teil seines von seiner ersten Ehefrau geerbten Vermögens für eine Erweiterung der 1764 fertiggestellten Orgel der evangelischen Kirche in Schmiedeberg. Sie stammte von dem bekanntesten schlesischen Orgelbauer, Michael Engler d. Jüng. und seinem Sohn Gottlieb Benjamin Engler. Eine Disposition des Zustandes von 1764 (3 Manuale/33 klingende Register) wird mitgeteilt in: L. Burgemeister: Der Orgelbau in Schlesien, S. 161f. (Abb. 46 zeigt den imposanten, über dem Altar befindlichen Prospekt der Orgel).
Klein komponierte selbst. Ob es sich dabei um einige der in der Bonner Sammlung Klein (Musikwiss. Seminar der Univ. Bonn) anonym überlieferten Kantaten handelt, ist nicht gesichert, wird aber angenommen. Darunter befindet sich auch eine Choralsammlung für Orgel.
Als Improvisator auf der Orgel war Klein sehr geschätzt und über seinen Wirkungsraum hinaus bekannt. Besonders die Choralbegleitung und die Improvisation von Orgeltrios sollen zu seinen Stärken gehört haben (s. Eutonia, S. 90).
Reisen führten ihn u.a. zu J. A. Hiller (dessen musikalischen Empfehlungen in den Wöchentlichen Nachrichten und Anmerkungen die Musik betreffend Klein stets folgte) nach Leipzig und C. F. Zelter nach Berlin.
Seine etwa 550 Nummern umfassende Sammlung, die (fast ausschließlich) Partituren kleinerer und größerer, geistlicher wie weltlicher Vokalwerke (u.a. von Homilius, Hasse, Händel, C. H. Graun, J. H. Rolle) und viel Orgel- und Klaviermusik enthält, gelangte durch Vermittlung des Bonner Musikdirektors Heinrich Carl Breidenstein im Jahre 1829 vermutlich vollständig an die Universitätsbibliothek Bonn (zusammen mit den musiktheoretischen Schriften, die Klein besaß). Von dort wurden die Musikalien 1922 dem Musikwiss. Seminar übergeben.
"Die Sammlung zeugt von einem über regionale und konfessionelle Grenzen hinausgehendes Interesse des Sammlers an zeitgenössischen deutschen kirchenmusikalischen Produktionen sowie an den Werken der damals bekannten älteren italienischen und deutschen Meister. Einem solch weitgespannten Interesse kam die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aufblühende Fachpresse sowie eine Musikalienhandlung vom Range des Hauses Breitkopf in Leipzig entgegen. Die Sammlung Klein ist ferner ein Zeugnis des beachtlichen Niveaus, das die evangelische Kirchenmusik in Schlesien Ende des 18. Jahrhunderts erreichen konnte." (M. Marx-Weber, Katalog der Musikhandschriften ..., S. XIII)
Ein kleinerer Teil, der auf dem Weg über Kleins letzten Schüler Carl Theodor Hahn überliefert wurde, befindet sich im Johann-Sebastian-Bach-Institut Göttingen.

Quellen:
Eutonia, eine hauptsächlich pädagogische Musik=Zeitschrift für Alle, welche die Musik in Schulen zu lehren und in Kirchen zu leiten haben, oder sich auf ein solches Amt vorbereiten, hg. von J. G. Hientzsch, Jg. 1, Breslau 1829, S. 87-98.
Wilhelm Virneisel: Christian Benjamin Klein und seine Sammlung musikalischer Handschriften, Diss. Bonn 1924.
Johannes Bittermann: Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Schmiedeberg im Riesengebirge, Erlangen 1970.
Magda Marx-Weber: Katalog der Musikhandschriften im Besitz des Musikwissenschaftlichen Seminars der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, Köln 1971 (= Beitr. zur Rheinischen Musikgeschichte, Bd. 89).
Ludwig Burgemeister: Der Orgelbau in Schlesien, Frankfurt/a.M.21974.
Hubert Unterricht: Art. "C. B. Klein", in: Schlesisches Musiklexikon, hg. von Lothar Hoffmann-Erbrecht, Augsburg 2001, S. 372f.