Carl Friedrich Christian Fasch (1736-1800), Gründer und Leiter der Sing-Akademie zu Berlin, Komponist, Musiker.

Carl Friedrich Christian Fasch ist der jüngste Sohn des Zerbster Hofkapellmeisters Johann Friedrich Fasch (1688-1758). Am 18. 11. 1736 in Zerbst geboren, bekommt er bis 1736 seinen ersten Klavier- und Musikunterricht zunächst von seinem Vater und beginnt bereits in autodidaktischer Tätigkeit zu komponieren. Ab ca. 1747 erhält Fasch Unterricht im Violinspiel bei dem Zerbster Konzertmeister Carl Hoeckh (1707-1773), ab 1750 bei dem Konzertmeister Johann Christian Hertel (1699-1754) sowie später bei dessen Sohn Johann Wilhelm Hertel (1727-1789) in Sterlitz. In dieser Zeit komponiert er Fugen, Klavier- und Violinstücke, Sinfonien und Motetten, vertritt den hiesigen Organisten und entwickelt sich zu einem professionellen Accompagnisten. Im Jahr 1756 tritt Fasch auf Empfehlung Franz Bendas (1709-1786), den er 1751 in Sterlitz kennengelernt und ihn auf dem Cembalo begleiten durfte, in Potsdam eine Stelle als zweiter Klavierist Friedrichs II. (1712-1786) neben Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), dem Freund der Familie Fasch, an. Fasch bleibt sein ganzes Leben in Diensten des preußischen Königs stehender Cembalist, auch wenn über seine höfische Tätigkeit wenig bekannt ist. Sie endete vorübergehend mit dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, so dass Fasch seinen Lebensunterhalt ab dann bis zu seinem Lebensende durch Musikunterricht verdienen musste. 1774 übernimmt er für zwei Jahre kommissarisch die Direktion der Königlichen Oper in Berlin als Nachfolger Johann Friedrich Agricolas (1720-1774). Im gleichen Jahr findet die Uraufführung seines Oratoriums "Giuseppe riconosciuto" nach dem Libretto von Pietro Metastastio (1698-1782) in der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin statt. Inspiriert von Orazio Benevolis (1605-1672) 16-stimmiger Messe, die Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) im Jahr 1783 aus Italien nach Deutschland mitgebracht hat, entsteht in kurzer Zeit Faschs ebenfalls 16-stimmige Messe. Nach mehreren, unfruchtbar verlaufenden Versuchen, dieses Werk mit Berliner Schulchören und königlichen Sängern einzuproben, begann Fasch aus dieser Not im Jahr 1789 zunächst in privaten, dann in regelmäßig stattfindenden Chorproben, mit seinen Schülern und Berufssängern Vokalmusik einzustudieren. Die zu Beginn formlose gesellschaftliche Organisation wurde mit der Eröffnung des ersten "Präsenzbuchs" am 24. 05. 1791, allgemein als Gründungstag des Chores verstanden, durch Carl Friedrich Christian Fasch zur offiziellen Institution mit Ruf und Prestigecharakter. Mit der Erlaubnis, am 22. 10. 1793 erstmals Chorproben in einem Saal der Königlichen Akademie der Künste Berlin abzuhalten, beginnt die Geschichte der Sing-Akademie unter Gründung und Leitung Carl Friedrich Christian Faschs. Neben eigener Kompositionstätigkeit kann Fasch außerdem Komponisten wie Johann Gottlieb Naumann (1741-1801), Johann Friedrich Reichardt und Friedrich Heinrich Himmel (1765-1814) für die Singakademie gewinnen. Am 3. Juni 1800 führt Fasch seine letzte Probe durch. Kurz vor seinem Tod verbrennt er alle Briefe und alle ihm greifbaren Kompositionen, die er vor der 16-stimmigen Messe geschrieben hat. Am 3. August des selben Jahres stirbt Carl Friedrich Christian Fasch. Zu seinem Gedächtnis führt die Singakademie am 18. November die Messe auf. 1801 veröffentlicht ein langjähriger Freund des Verstorbenen Carl Friedrich Zelter (1758-1832) die Fasch-Biographie, die lange Zeit Grundlage für spätere biographische Abhandlungen war. Die Auseinandersetzung mit dem musikalischen Oeuvre Carl Friedrich Christian Faschs, insbesondere mit seiner Instrumentalmusik gewinnt erst seit kurzem an Relevanz. Die Echtheit vieler handschriftlich überlieferten Werke bleibt bis heute zweifelhaft. Die Quellenforschung erschwert zudem das Manko eines bislang fehlenden Werkverzeichnisses. Die Bachpflege nahm zu der Zeit Carl Friedrich Christian Faschs immer mehr an Bedeutung zu. Fasch selbst hat mit seinem Chor neben seiner eigenen Werke oder die seiner Zeitgenossen wie Reichardt auch Kompositionen alter Meister wie die von Bach oder Händel einstudiert. So wurden in der Zeit von 1794 bis 1798 die Motetten "Komm, Jesu, komm" BWV 229, "Fürchte dich nicht" BWV 228 und "Singet dem Herrn ein neues Lied" BWV 225 von der Singakademie eingeprobt. Alle drei Motetten, Partitur wie Stimmen von Faschs Hand, befanden sich in der Bibliothek der Singakademie. Ferner besaß Fasch eine Abschrift des Wohltemperierten Klaviers, die er eigenhändig abgeschrieben und korrigiert hat. Diese wollte er Ludwig Rellstab für die Druckausgabe bereitstellen und außerdem die entstehenden Druckkorrekturen übernehmen. Allerdings ist es zu der Ausgabe nicht gekommen. Trotz der von ihm betriebenen Bachpflege stand Fasch zu den Werken des Meisters durchaus kritisch gegenüber. An den Vokalwerken kritisierte er die Selbstständigkeit jeder einzelnen Stimme, die für sich selbst sänge, "ihre Verbindungen unter sich aber unsangbar blieben".
Quellen:
Karl Friedrich Zelter, Karl Friedrich Christian Fasch. Seiner Excellenz Herrn Anton Freiherrn von Heinitz gewidmet, Berlin 1801.
Carl Friedrich Christian Fasch (1736-1800) und das Berliner Musikleben seiner Zeit. Bericht über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz am 16. und 17. April 1999 im Rahmen der 6. Internationalen Fasch-Festtage in Zerbst, hg. von der Internationalen Fasch-Gesellschaft e. V. Zerbst, Bd. VII, Dessau 1999.